Unter den Bäumen in der Krautschicht des Dämmelwaldes wachsen wunderschöne, feuchtigkeitsliebende Pflanzen, die im Frühjahr auffällig blühen. Im Folgenden ist eine kleine, charakteristische Artenauswahl in der ungefähren Reihenfolge ihres Aufblühens näher beschrieben.
Scharbockskraut
Die Blätter des Scharbockskrauts gehören zum ersten Grün, das im Frühjahr zu sehen ist. Auch die sternförmigen gelben Blüten dieses kleinwüchsigen Krauts erscheinen sehr zeitig. Das Scharbockskraut tritt häufig und in dichten Beständen auf. Es braucht feuchten, nährstoffreichen Boden. Das Besondere an dieser Pflanze ist ihr hoher Vitamin C-Gehalt. Deshalb wurde sie früher als Heilmittel gegen Skorbut (daher auch der Name: Skorbut: Scharbock), einer Vitamin C-Mangelerkrankung, eingesetzt. Die frühen Blätter können im Frühjahr als Wildsalat gegessen werden. Später entwickeln sie und die Knollen Giftstoffe!
Buschwindröschen
In allen lichten Laubwäldern ist das 10 bis 25 cm hoch werdende Buschwindröschen häufig anzutreffen. Es besitzt nur ein einziges, dreizähliges, tief eingeschnittenes Blatt, blüht weißlich-rosa von März bis April und zählt zu den giftigsten Arten der Hahnenfußgewächse.
Waldschlüsselblume
Die hellgelben, geruchlosen Dolden der Waldschlüsselblume mit ihren bis zu 20 Einzelblüten sind ebenfalls im Frühjahr im Dämmelwald anzutreffen. In vielen Mythen haben diese „Himmelsschlüssel“ einen Platz, meist im Verbund mit weiblichen Kräften, wie zum Beispiel im Mythos der germanischen Erdgöttin Freia, die mit diesem Schlüssel die Herzen der Menschen zu öffnen vermag.
Schlüsselblumen sollten nicht gepflückt werden, damit ihr ohnehin rückläufiger Bestand nicht noch stärker gefährdet wird. Die unterirdischen Teile sind geschützt.
Bärlauch
Von Mai bis Juni sind manche Stellen im Dämmelwald übersät mit den weißen, kugeligen Blüten des Bärlauchs; ein würziger Knoblauchduft durchzieht dann den Wald. Der Bärlauch ist ein Liliengewächs mit einem zwiebelförmigen Wurzelstock und meist zwei breiten Blättern, die vor der Blüte (!) als Salat oder -gewürz verwendet werden. Der Bärlauch liebt nährstoffreiche, feuchte Lehmböden und ist ein typischer Auwaldbewohner. Als Heilmittel wirkt er bei Blähungen, Bluthochdruck und Verdauungsstörungen.
Aronstab
Häufig anzutreffen ist der Aronstab. Seine hellgrünen, pfeilförmigen Blätter treiben im Vorfrühling aus. Im Mai/Juni ist die „Blüte“ zu sehen, eine Scheinblüte mit einem großen weißen Hochblatt, das tütenförmig und bis zu 25 cm lang den Blütenkolben umhüllt. Biologisch ist die Pflanze interessant wegen ihres raffinierten Bestäubungsmechanismus: es handelt sich um eine „Fliegenkesselfalle“. Durch Aasgeruch, der dem Kolben entströmt, werden Fliegen und andere Insekten angelockt. Sie rutschen von dem glatten Hochblatt ins Innere der bauchigen Blüte; ein abwärtsgerichteter, dichter Haarkranz versperrt ihnen dann eine Zeit lang den Ausweg. Am Grunde finden die Insekten nektarhaltiges Wasser, und an diesem Teil des Blütenstiels befinden sich auch die weiblichen Blüten. Erst wenn diese befruchtet sind, erschlafft das ganze Hochblatt und die mit Pollen beladenen Insekten können ins Freie gelangen. Die grellroten Beeren sowie alle übrigen Pflanzenteile sind sehr giftig.
Moschuskraut
Das unscheinbare, hier seltene Moschuskraut wird nur 5-10 cm hoch; es hat unauffällige, grünliche Einzelblüten, die nur zirka 2 mm groß sind und zusammengesetzt einen fast würfelförmigen Blütenkopf bilden. Beim Zerreiben der Blätter wird ein zarter Moschusgeruch frei.
Einbeere
Die auffällige Einbeere findet sich zerstreut in feuchten Laubwäldern. Im Frühjahr zeigt sich über dem Quirl, der meist aus vier breit-eiförmigen Blättern besteht, eine aparte, grüngelbliche Blüte, der die auffälligen Blütenblätter fehlen. Im Frühsommer folgt eine schwarze, fast kirschengroße Beere. Diese Beere sowie alle übrigen Pflanzenteile sind giftig.
Wiesenschaumkraut
In feuchten Wiesen und Wäldern wie dem Dämmelwald ist Wiesenschaumkraut häufig zu finden. Es blüht von April bis Juni von weiß über rosa bis lila. Wiesenschaumkraut ist die Futterpflanze für die Raupen des Aurorafalters.
Waldmeister
Der Waldmeister blüht ab Ende April bis in den Juni hinein. Um den aufrechten Stengel sind die Einzelblättchen zu 6 bis 9 Quirlen angeordnet, die Blüten sind weiß und stehen in lockeren, doldenähnlichen Blütenständen.
Waldmeister gedeiht in schattigen Laubwäldern; vor der Blüte gepflückt, kann aus der Pflanze „Maibowle“ angesetzt werden. Der Wirkstoff Kumarin, der den typischen Waldmeistergeschmack bildet, entsteht beim Anwelken der Blätter; in geringer Dosis wirkt er anregend und erheiternd, in zu starker Konzentration kann er jedoch giftig wirken und Kopfschmerz verursachen. Das älteste Waldmeisterbowlenrezept ist uns von einem Benediktinermönch überliefert und stammt bereits aus dem Jahre 854 n. Chr.
Echte Nelkenwurz
In Gebüschen, Laub- und Mischwäldern häufig anzutreffen. Die Klettenfrüchte haften an Kleidern und Fellen und werden so verbreitet, wie auch die Früchte des Waldmeisters.
Ruprechtsstorchschnabel
Der Ruprechtsstorchschnabel wird auch „Stinkender Storchschnabel“ genannt, denn beim Berühren entsteht ein leicht unangenehmer Geruch. Die Blattgestalt dieser kräftig behaarten Pflanze ist unverwechselbar: das Blatt besteht aus drei stark fiederteiligen Teilblättchen; die Stengel sind oft rot überlaufen. Die kleinen rosaroten Blüten stehen meist zu zweien beieinander und sind vom frühen Sommer bis Spätherbst zu sehen. Dieses Storchschnabelgewächs ist ebenfalls feuchtigkeitsliebend und kommt oft in feuchten Wäldern, an Hecken, auf offenen Flächen und an Mauern vor.
Knoblauchsrauke
Kreuzblütengewächs; häufig in Laubwäldern, Hecken, Gebüschen, an Zäunen und auf Schutthalden. Sie wird 20 bis 100 cm hoch. Sie blüht weiß von Mai bis Juli. Später im Jahr hat sie 3 bis 7 cm lange Schoten an abstehenden Stielen. Die Blätter verströmen beim Zerreiben Knoblauchduft.
Kräuterliste
Ackerkratzdistel
Ackerwinde
Ampfer, krauser
Ampfer, stumpfblättriger
Anemone
Bachbunge
Bach-Weidenröschen
Bärenklau
Bärlauch
Baldrian, holunderbl. Arznei-
Bittersüßer Nachtschatten
Blutweiderich
Braunelle, große
Braunelle, kleine
Braunwurz, knotige
Brennessel, große
Breitwegerich
Ehrenpreis, Berg-
Ehrenpreis, efeublättriger
Ehrenpreis, Gauchheil-
Ehrenpreis, Gamander-
Einbeere
Erdbeer-Fingerkraut
Flatterbinse
Flattergras
Flohknöterich
Gefleckter Aronstab
Gelbe Anemone
Gewöhnlicher Beifuß
Goldnessel
Große Klette
Gundermann
Hahnenfuß, kriechender
Hahnenfuß, scharfer
Hängesegge
Hasenlattich
Herbstzeitlose
Hexenkraut, gewöhnliches
Huflattich
Immergrün, kleines
Johanniskraut, echtes
Kanadische Goldrute
Klettenkerbel, gewöhnlicher
Klettenlabkraut
Knäuelbinse
Knäuelgras
Knoblauchsrauke
Knopfkraut, kleinblütiges
Kohldistel
Kratzdistel, gewöhnliche
Kriechender Günsel
Kuckuckslichtnelke
Landreitgras
Leinkraut, echtes
Löwenzahn
Mädesüß, echtes
Maiglöckchen
Marienglockenblume
Moschuskraut
Nelkenwurz, echte
Nesselblättrige Glockenblume
Pastinak
Perlgras, einblütiges
Perlgras, nickendes
Pfennigkraut
Quell-Sternmiere
Rainkohl
Rauhe Gänsedistel
Riesenschwingel
Rispengras, Wald-
Rispengras, Wiesen-
Ruprechtsstorchschnabel
Sauerklee, aufrechter
Sauerklee, Wald-
Scharbockskraut
Schilfrohr
Schlüsselblume, große
Schwarzwurzel
Schwertlilie, gelbe
Springkraut, kleinblütiges
Springschaumkraut
Spitzwegerich
Sumpflabkraut
Sumpf-Weidenröschen
Tag-Lichtnelke
Taubnessel, weiße
Wald-Frauenfarn
Waldmeister
Wald-Sanikel
Waldschachtelhalm
Waldsegge
Waldtrespe
Waldveilchen
Wald-Wachtelweizen
Waldziest
Wasserdost, gemeiner
Wassermiere, gemeine
Weißwurz, vielblütige
Wiesenklee, roter
Wiesenschachtelhalm
Wiesenschaumkraut
Wilde Möhre
Winkelsegge
Wurmfarn
Zaungiersch
Zaunwicke
Zaunwinde